Will die Europäische Union Kunstrasen verbieten? Ein Faktencheck.

25.07.2019 | Allgemein

„EU plant Kunstrasenverbot“, „EU schürt Kunstrasen-Panik bei Amateurvereinen“ – so und so ähnlich titeln dieser Tage diverse deutschsprachige Zeitungen. Ob es jemals zu einem Verbot von Kunstrasen-Gummigranulaten durch die EU kommt, ist jedoch fraglich. Solche Überlegungen befinden sich derzeit lediglich in der Diskussionsphase und sind noch längst nicht beschlossen.

Richtig ist, dass die Europäische Chemikalien-Agentur (ECHA) derzeit Vorschläge entwickelt, wie der Einlass von Mikroplastik in die Umwelt reduziert werden kann. ECHA hat einen ersten Bericht vorgelegt, in dem mögliche Maßnahmen zur Reduzierung von Mikroplastik in Erwägung gezogen werden.

Darunter fällt auch die Erwägung, Gummigranulat, welches auf Kunstrasenplätzen verwendet wird, auf die Verbotsliste der sogenannten REACH-Verordnung zu setzen. Zu diesem Thema führt ECHA noch bis September eine öffentliche Konsultation durch[1]. Hier können auch Privatpersonen ihre Meinung kundtun. Erst danach wird sie ihre endgültige Stellungnahme der Europäischen Kommission vorlegen. Ein mögliches Verbot von Kunstrasengummigranulat befindet sich also derzeit lediglich in der Prüfphase.

Damit ein Verbot tatsächlich in Kraft tritt, müssten die ECHA-Vorschläge zuerst von der Europäischen Kommission aufgegriffen und in Gesetzesvorschläge umgesetzt werden.

Danach müssten sich das Europäische Parlament und die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten auf einen gemeinsamen Gesetzestext einigen.

Sollte es dazu kommen, gilt es, verhältnismäßige Maßnahmen zu treffen, etwa dass nur neue Kunstrasenflächen betroffen sind und bestehende Sportplätze Bestandsgarantie genießen. Auch könnte geprüft und diskutiert werden, ob Filteranlagen in Ablaufrinnen die Eintragung von Mikroplastik in die Umwelt vermeiden und so die Weiterverwendung von Plastikgranulat ermöglichen könnte.

Hintergrund:

Ein Verbot von Plastikgranulaten auf Sportplätzen kann der Reduzierung des Eintrags von Mikroplastik in die Umwelt dienen. Als Mikroplastik werden gemeinhin Plastikpartikel bezeichnet, die kleiner als 5 Millimeter groß sind. Laut Fraunhofer Institut[2] stellen Verwehungen von Sport- und Spielplätzen die fünftgrößte Quelle von primärem Mikroplastik dar.

Forscher fanden Mikroplastik in menschlichen und tierischen Körpern. Die größten Mengen fanden sich jeweils im Magendarmtrakt, jedoch waren kleinste Plastikteilchen auch in Blut, Lymphe und sogar in der Leber von Tieren nachweisbar. Die wissenschaftliche Forschung zum Einfluss von Mikroplastik auf die menschliche und tierische Gesundheit steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt aber erste Anzeichen, dass Mikroplastik durch die Begünstigung von Entzündungsreaktionen oder Aufnahme schädigender Begleitstoffe den Magendarmtrakt schädigen können.

 

[1]https://echa.europa.eu/de/restrictions-under-consideration/-/substance-rev/22921/term

[2]https://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/publikationen/2018/kunststoffe-id-umwelt-konsortialstudie-mikroplastik.pdf