„Ich kann nicht vergessen, was am 3. Oktober 2013, unweit des Hafens von Lampedusa, geschah. An diesem Tag verloren 368 Menschen – nur wenige hundert Meter vor der Erlösung – ihr Leben. Viele waren Kinder. Als ich Autopsien an diesen kleinen Körpern durchführte, war ich erstaunt, wie gut sie gekleidet waren – ihre kleinen Schuhe, ihr Haar in Zöpfen. Ihre Eltern hatten sie mit Sorgfalt gekleidet, für die Ankunft in einer neuer Welt, in der sie ein neues Leben beginnen konnten. Ein Leben, das endlich frei von Sorgen sein würde. Sie haben diese Welt nie gesehen.“
Der Inselarzt von Lampedusa und mein heutiger Kollege Pietro Bartolo hat diese Woche mit einem Bericht anlässlich der Ausstellungseröffnung eingeladen: „Mediterraneo. The Shipwreck of Lampedusa: A European Tragedy“. Die vielen Toten, 994 alleine im Jahr 2019, erscheinen immer nur als abstrakte Zahl auf. Aber es sind Menschen. Leben und Hoffnungen, die dort ertrinken. Menschenrechte mit Ihnen.
Im Innenausschuss hören wir heute Carola Rackete und andere SeenotretterInnen an. Abends dann Margaritis Schinas. Er ist der Kommissar, der für „Protecting the European Way of Life“ verantworlich sein soll. Was man nicht sofort erwartet, aber unter anderem verbirgt sich darunter Migrations- und Asylpolitik. Als Socialists and Democrats Group in the European Parliament erwarten wir ein klares Signal für mehr Menschlichkeit: Denn niemand, der weiß, was im Mittelmeer passiert, kann unter „Protecting European Way of Life“ etwas anderes verstehen als den bedingungslosen Schutz des Menschenrechts auf Asyl, sicheren Fluchtwegen und der Entkriminalisierung von Seenotrettung.