IPCC-Bericht zum Zustand der Meere und Eiswelten: Uns steht das Wasser bis zum Hals – höchste Zeit für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung

25.09.2019 | Allgemein

Nur zwei Tage nachdem die Weltgemeinschaft nur in Trippelschritten einer ambitionierten Klimapolitik nähergekommen ist, hat heute der Weltklimarat (IPCC) seinen Sonderbericht zum Stand der Ozeane und der Kryosphäre (Eiswelten) vorgestellt. Und die Ergebnisse des wissenschaftlichen Begleitgremiums der Vereinten Nationen sind wieder einmal aufrüttelnd.

Ozeane spielen eine wichtige Rolle im Klimasystem, da sie CO2 und Hitze speichern und verteilen. Die Meere haben gut 90 Prozent der Hitze aufgenommen, die seit den 1970ern durch das von Menschen produzierte CO2 verursacht wurde. Seit den 1980ern haben die Ozeane 20-30 Prozent der menschengemachten CO2-Emissionen aufgenommen, die sonst in der Atmosphäre die Erderhitzung zusätzlich verstärkt hätten.

Damit einhergehend geht der Sauerstoffgehalt in fast allen Weltmeeren zurück und der pH-Wert sinkt, was zu Versauerung der Meere und Absterben von Meerestieren wie Korallen führt.

Gleichzeitig schmelzen die Eismassen der Erde. Zwischen 1992 und 2001 verlor die Antarktis jährlich durchschnittlich 147 Gigatonnen an Eis. Zwischen 2006 und 2015 waren es schon 155 Gigatonnen, was in etwa dreimal dem Wasservolumen des Bodensees entspricht (50 Gigatonnen).

Durch die Eisschmelze und die Ausdehnung des Wassers durch die Erwärmung steigt der Meeresspiegel – und auch das immer schneller. Zwischen 2006 und 2015 stieg er mit fast vier Millimetern pro Jahr schneller als in den Jahrzehnten zuvor. Wenn die Erderwärmung so weiter geht wie bisher, könnte sich der Meeresanstieg bis 2100 vervierfachen, auf insgesamt fast einen Meter. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit für extreme Unwetterereignisse. Jahrhundertsturmfluten könnten bald jährliche Ereignisse werden. Das hat verheerende Folgen für Menschen, die in Küstennähe leben, oder von den Küsten wirtschaftlich abhängig sind.

Laut einer Studie des Bundestags sind etwa 72 bis 187 Millionen Menschen weltweit von Landverlusten betroffen bei einem Meeresspiegelanstieg von 0,5 bis 2 Metern. In Europa wären etwa 13 Millionen Menschen bei einem Meeresspiegelanstieg von einem Meter betroffen, an der deutschen Nord- und Ostseeküste allein 3,2 Millionen Menschen. Besonders betroffen: Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen.

 

Was bedeutet das für die Politik?

Einerseits müssen die Anstrengungen zum Klimaschutz verstärkt werden, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die EU muss einen „European Green Deal“ entwickeln, der unsere Wirtschaft und Gesellschaft bis spätestens 2050 klimaneutral macht. Hier will – und muss – die neue Europäische Kommission in ihren ersten einhundert Tagen im Amt ambitionierte Vorschläge liefern.

Anderseits muss die zweite und häufig vergessene Säule der Klimapolitik gestärkt werden: die Anpassung an die Klimaerwärmung und seine Folgen. Mit Bezug auf steigende Meeresspiegel bedeutet das vor allem Küstenschutz durch Deichbau, Ausweichflächen für Fluten und eine verstärkte europäische, grenzüberschreitende Katastrophenhilfe.