EU importiert die Zerstörung der Regenwälder – EU-Lieferkettengesetz für Soja- und Fleischimporte gefordert

17.07.2020 | Lieferketten, Umwelt

Laut einer neuen Studie, die heute im Wissenschaftsjournal Science veröffentlicht wurde, stehen rund ein Fünftel der jährlichen Exporte von Soja und Rindfleisch aus Brasilien in die Europäische Union in Zusammenhang mit illegaler Abholzung im Amazonas-Gebiet.

Diese Studie zeigt einmal mehr: Für die Herstellung von Futtermitteln und Fleisch auch für Steaks, die auf deutschen Grills landen, werden Regenwälder in Brasilien abgebrannt, um neue Anbau- und Weideflächen zu schaffen. Die EU importiert die Zerstörung der Regenwälder der Welt. Das muss ein Ende haben. Die EU braucht ein Lieferkettengesetz für Waldrisiko-Güter, das Importeure dazu verpflichten, dafür zu sorgen, dass ihre Agrarprodukte nicht von früheren Waldflächen stammen. Die Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass sie nicht unwissentlich Fleisch, Kaffee, oder Schokolade kaufen, die zur Zerstörung von Regenwäldern beigetragen haben.

Die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro besitzt nicht den politischen Willen, die Zerstörung der Regenwälder im Amazonas zu beenden. Ganz im Gegenteil opfert der brasilianische Umweltminister sogar vorsätzlich den Regenwald für die Interessen von Agrargroßkonzernen. Die EU kann und darf sich nicht darauf verlassen, dass die aktuelle Regierung Brasiliens dafür sorgen wird, den Amazonas zu schützen und nur entwaldungsfreies Soja und Rindfleisch für den Export nach Europa zuzulassen. Deshalb muss die EU eigene Sorgfaltspflichtsregeln erlassen, damit Unternehmen ihre gesamte Lieferkette auf ihre Nachhaltigkeit überprüfen.

Die Forscherinnen und Forscher schließen, dass Umweltstandards im EU-Mercosur-Handelsabkommen dazu beitragen könnten, Druck auf die Regierung Jair Bolsonaros auszuüben und sie ihre katastrophale Waldpolitik ändert. Das wird nicht funktionieren, da das Nachhaltigkeitskapitel des EU-Mercosur-Handelsabkommens für die Vertragsparteien eine reine Absichtserklärung und nicht bindend ist. Stattdessen brauchen wir ein Lieferkettengesetz, dass Firmen dazu verpflichtet, die Umweltverträglichkeit ihrer Importe nachzuweisen.  So ein Gesetz wird umso dringlicher nötig sein, wenn das Mercosur-Handelsabkommen tatsächlich in Kraft träte und Soja- und Rindfleischexporte aus den Staaten Südamerikas in die EU aufgrund höherer Exportquoten und gesenkter Zölle zunehmen würden.