Rassismus – Warum es uns alle angeht

21.03.2019 | Allgemein, Migration und Flucht

Wir alle denken in Vorurteilen. Wir alle haben schließlich diese einen Freundin, die immer zu spät kommt und den Kumpel, der immer abknickt, kurz bevor man abends losziehen wollte. Wenn es dann wieder einmal passiert, sagen wir den Leuten: Typisch! Was bei diesen zwei Fällen vielleicht noch recht harmlos wirkt und auf Erfahrungswerten basieren könnte, ändert sich, wenn du seit deiner Geburt aufgrund deiner Hautfarbe, deiner (vermeintlichen) Religion oder der angenommenen Herkunft diskriminiert wirst. Egal wo du bist: In der Politik, im Job, in der Schule, im Studium oder beim Sport – Du wirst ausgegrenzt und verletzt. Jede rassistische Äußerung oder Handlung wertet Menschen ab. Sie teilt uns in zwei Gruppen. Auf der einen Seite das „Wir“ und auf der anderen Seite „die Anderen“. Das passiert und führt zu Konflikten – ob nun bewusst oder unbewusst.

Rassismus in der Debatte über Migration und Flucht

Die Debatte über Migration und Flucht ist überladen mit rassistischen Vorurteilen. Erst vor einigen Tagen wurde veröffentlicht, wohin der Hass auf Menschen führen kann, der rein auf Vorurteilen basiert. Allein im Jahr 2018 wurden 2000 registrierte Straftaten gegen Geflüchtete und Asylsuchende begangen. Die Taten reichen dabei von Beleidigung über Sachbeschädigung bis zu Körperverletzung oder sogar Mord. Man stelle sich vor: Du flüchtest aus einem Land, in dem überall um dich herum Bomben explodieren. In der Hoffnung, dass du Sicherheit erfährst, fliehst du nach Deutschland. Du wirst versorgt und erst einmal in einer Unterkunft untergebracht. Und dann? Dann kommen irgendwelche Leute auf die Idee, dass du ein gefährlicher Mensch seist. Einfach nur, weil du anders aussiehst, in einem anderen Land aufgewachsen oder andere Traditionen gewohnt bist. Mehr als 170 ausländerfeindliche Straftaten zielten auf Unterkünfte ab, der Rest auf Geflüchtete außerhalb von Unterkünften.

Ein alltägliches Problem

Allerdings ist Rassismus keine Erscheinung, die sich weit weg von unserem alltäglichen Leben ereignet. Rassismus findet nicht nur in der öffentlichen Auseinandersetzung statt, wenn wir auf der „großen politischen Bühne“ miteinander über Ideen streiten und vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme aufgezeigt werden. Es findet direkt vor deinen Augen statt. Rassistische Taten oder Worte sind nicht von extremen Rechten gepachtet. Rassismus ist alltäglich. Deswegen ist nicht jede*r gleich ein*e Rassist*in aus Überzeugung. Allerdings ist unsere Gesellschaft über Jahrhunderte und Jahrzehnte in Traditionen, Politik oder im Sprachgebrauch durch rassistische Vorurteile und Stereotypen geprägt worden. Die Konsequenz ist, dass unser Handeln durch unsere anerzogene Wahrnehmung bestimmt wird. Ein gutes Beispiel ist die mir allzu bekannte, immer gleiche Frage: Und? Woher kommt deine Familie? – Natürlich kann man diese Frage stellen. Allerdings sollte jeder für sich überlegen: „Stelle ich diese Frage unabhängig davon, wie der Mensch mir gegenüber aussieht?“.

Zuhören und die Sicht der Betroffenen ernst nehmen

Alltäglicher Rassismus zeigt sich in vielen Formen: Der abwertende Blick im Bus, rassistische Rufe im Sport, diskriminierende Darstellungen in Büchern oder Filmen oder aber in Witzen geäußerte Vorurteile. „Das ist doch nur lustig gemeint“ wird dann entgegnet. Aber eben auch, wenn es „nur lustig“ gemeint und nicht offensichtlich, sondern sehr subtil ist, kann es verletzend sein. Es ist also völlig egal, was eine Person mit der eigenen Äußerung oder Tat ausdrücken wollte. Die Sicht der Betroffen wird allzu schnell vergessen. Auch wenn die Frage „Woher kommst du?“ freundlich und interessiert klingen sollte, führt es automatisch dazu, dass wir ausgrenzen. Wir zeigen der Person, die wir vielleicht erst seit wenigen Minuten oder sogar Sekunden kennen, dass sie irgendwie anders ist.

Eine Frage der Macht

Rassismus beschränkt Teilhabe und Chancen. In der Schule gibt es schlechtere Noten. Schlechte Noten zu weniger Chancen der Weiterbildung. Aber auch später wird es nicht leichter: Diskriminerung auf dem Arbeits – oder Wohnungsmarkt. Dabei reicht schon der Name, der irgendwie „fremd“ klingt. Umgekehrt bedeutet das, dass die weiße Mehrheitsgesellschaft davon profitiert. Rassismus ist also eine Frage von Macht. Die weiße Mehrheitsgesellschaft definiert, was „normal“ ist. Alles, was davon abweicht, ist demnach anders und nicht normal. Weiße sind in der Schule oder Universität, auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt gegenüber den People of Color privilegiert. Die Verantwortung, die hieraus erwächst, ist die Reflexion über den eigenen Rassismus und die diskriminierenden Strukturen, die hieraus erwachsen.