EU-Parlament fordert nachhaltigere Produktion
Das Europäische Parlament wird am morgigen Donnerstag, 1. Juni, in Brüssel über Forderungen abstimmen, die Strategie der EU-Kommission für nachhaltige Textilien zu ändern. Der Textilsektor zählt zu den klima- und umweltschädlichsten Industrien weltweit. Hinzu kommen oft menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne, für die meist Frauen im globalen Süden arbeiten müssen.
Delara Burkhardt, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten sowie Berichterstatterin für den Initiativbericht zur EU-Textilstrategie:
„Ob T-Shirt, Hose oder Socke – unverkaufte Klamotten werden in der EU oft geschreddert oder verbrannt, anstatt sie wiederzuverwenden. Für Unternehmen ist die geplante Überproduktion derzeit häufig die einfachste und kurzfristig finanziell günstigste Option. Dadurch werden jährlich europaweit Millionen Tonnen unverkaufter Textilien vernichtet. In Deutschland ist das heute schon illegal. Wir Sozialdemokrat*innen wollen dieser Praxis nun europaweit einen Riegel vorschieben: Mit einer Mehrheit im Europäischen Parlament fordern wir ein Verbot der Vernichtung unverkaufter Ware und von Retouren in der gesamten EU.
Auf das Konto der Textil-Industrie gehen 10 Prozent aller weltweiten CO2-Emissionen, 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung und 35 Prozent des gesamten Mikroplastiks, das in die Umwelt gelangt. Unser Ziel ist eine nachhaltige, kreislauffähige und damit zukunftsfähige Textil-Industrie. Die bisherige Praxis zeigt aber: Wir brauchen strengere Regeln für die Textil-Industrie, wenn wir den Klimawandel bremsen und die globale Umweltzerstörung aufhalten wollen. Deshalb fordern wir von der EU-Kommission konkrete und mutige Reduktionsziele für die Textil-Industrie, sei es gegen die CO2-Emissionen, gegen den Wasserverbrauch oder gegen die Freilassung von Mikroplastik. Die EU-Kommission muss hier deutlich nachbessern, bevor sie einen Gesetzesvorschlag vorlegt.“
Die EU-Kommission hatte am 30. März 2022 mit der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien Maßnahmen vorgeschlagen, um die Textilproduktion und -nutzung in der EU zu ändern. Die Vorschläge zielen darauf ab, die Verpflichtungen des europäischen „Green Deal“, des neuen Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft und der Industriestrategie für den Textilsektor umzusetzen. Stimmt die Mehrheit des EU-Parlaments am Donnerstag, 1. Juni für Delara Burkhardts Initiativbericht, erhöht das den Druck auf die EU-Kommission, ihre Textilstrategie nachzubessern.