Klimaneutral bis 2050 – diesem Ziel haben sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten verschrieben. Neben Maßnahmen zur Verringerung von CO₂-Emissionen sehen die EU-Klimapläne vor, dass in der Atmosphäre verbleibende Emissionen durch sogenannte CO₂-Abscheidungen – sei es durch natürliche Senken wie Wälder und Agrarflächen, oder durch technische Lösungen – ausgeglichen werden. Dazu wird die EU-Kommission morgen Pläne vorlegen, mit denen sie die Entwicklung nachhaltiger Kohlenstoffkreisläufe unterstützen will. Darunter fallen die Speicherung von CO₂ in Agrarböden durch verbesserte landwirtschaftliche Praktiken und ein Zertifizierungssystem für Kohlenstoff-Entfernungen.
Delara Burkhardt, umweltpolitische Sprecherin der Europa-SPD:
„Um das Ziel der Klimaneutralität bis spätestens 2050 zu erreichen, ist die EU auch auf sogenannte negative Emissionen angewiesen: Das bedeutet, dass zum Beispiel CO₂ in Industrieprozessen abgeschieden und etwa unter der Erde verpresst wird. Wichtig ist jedoch: Eine Negativemissionen-Strategie für die Europäische Union muss klarstellen, dass nur absolut unvermeidbare Emissionen in industriellen Prozessen auf technische Weise entfernt und gespeichert werden. Die Kohlenstoffentfernung darf kein Blankoscheck und beliebiges Ausgleichsinstrument für fehlende Ambitionen und Ergebnisse bei der CO₂-Reduktion werden.
Die Strategie der EU-Kommission schafft Klarheit darüber, welchen Beitrag die Entfernung von Kohlenstoff leisten kann. Leider liest sich der Text in Teilen aber wie eine Lebenserhaltungsmaßnahme für die fossile Industrie und ihre auf Kohlenstoffausstoß basierenden Geschäftsmodelle, zum Beispiel durch CO₂-Abscheidung und -Lagerung. Raffinerien, die Kohlendioxid bei der Herstellung von Heizöl, Dieselkraftstoffen oder Benzin abfangen und speichern, sollten diese Praxis nicht als unvermeidbar betiteln dürfen – das wäre reines Greenwashing.
Das beste CO₂ ist vermiedenes CO₂. Hochfliegende Träume von durch Technologie rückgängig gemachten Emissionen dürfen nicht von den Prioritäten der EU-Klimapolitik ablenken: Dekarbonisierung, massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien, ergänzt durch nachhaltigere Nutzung und den Schutz von Ökosystemen wie Wäldern und Mooren. Nur so schaffen wir eine kohlenstoffarme Zukunft.“