1 Jahr #leavenoonebehind – Was ist seitdem passiert?

18.03.2021 | Allgemein

 

Heute vor genau einem Jahr hat mich mein Kollege Erik Marquardt angerufen und gefragt, ob ich bei #leavenoonebehind mitmache.
Was bisher passiert ist: Vieles. Aber nur wenig von dem, was wir gehofft hatten!

Die Lager wurden nicht evakuiert. Es wurden keine Hygienekonzepte entwickelt. Die Eindämmungsstrategie war Einsperren.

Menschen haben über Monate auf engstem Raum zusammengelebt. Mit Angst vor der Pandemie, um ihre Liebsten, um ihre Zukunft.

Dann ist Moria auf Lesbos abgebrannt. Menschen, die vor Krieg und Zerstörung geflüchtet sind, flüchteten vor dem Feuer, haben wieder alles verloren. Anstatt ihnen zu helfen, wurden sie auf den Straßen rund um das abgebrannte Camp zurückgelassen. Die Polizei riegelte die umliegenden Städte ab, Rechtsradikale griffen Schutzsuchende und Helfer*innen an.

Ein Übergangscamp wurde errichtet: Ein Lager aus bodenlosen Zelten am Meer auf einem ehemaligen Militärgelände. Kein fließendes Wasser, keine sanitären Anlagen, keine Elektrizität. Wieder sind viel zu viele Menschen auf viel zu engem Raum. Von den Aufnahmen, die zahlreiche Mitgliedstaaten zugesagt hatten, wurde nur ein kleiner Anteil umgesetzt.

Die Europäische Kommission veröffentlichte ihren Vorschlag für einen neuen Migrationspakt. Sie redet von Solidarität und Hilfe. Am Ende war es aber nur der Minimalkonsens und effiziente Abschiebungen.

Heute, ein Jahr nachdem ich das erste Mal von #LeaveNoOneBehind gehört habe, sitze ich wütend in einer Sitzung, in der wir über die illegalen Push-Backs der EU-Agentur FRONTEX sprechen.
Ich bin immer noch froh über die vielen Menschen, die sich an der Initiative beteiligt haben, NGOs, die vor Ort die humanitäre Arbeit leisten, die den Mitgliedstaaten obliegen müsste. Ich danke den Städten und Kommunen die sich als Sichere Häfen zur Aufnahme Schutzsuchender bereit erklärt haben.

Trotzdem bin ich to be honest aber auch wütend, traurig und erschöpft. Wenn ich auf die letzten 12 Monate schaue, hat die EU nicht nur Menschen, sondern auch ihre Menschlichkeit zurückgelassen. Mut macht mir aber, dass wir nicht locker lassen werden! Und die Chance auf eine Regierung ohne Union ab September!